Oslo hat es uns schwer gemacht. Zumindest, was den Abschied von dieser Stadt, diesem Land und Skandinavien überhaupt angeht. Als ob sich Land und Leute noch einmal von ihrer schönsten und buchstäblich hellsten Seite zeigen wollten.

Ausschhlafen und aufstehen, dann ein Blick vom Balkon. 

Deutlich über 20 °C, es ist schon warm und wird noch wärmer. Also Sommersachen anziehen und los. Wir fahren mit der T-bane (steht für Tunnelbane), als der U-Bahn, in die Innenstadt. Ausgestiegen wird, wie es sich für Nordlandfahrer gehört, in Grönland.

Allerdings ist der Name auch schon alles, draußen herrscht mittlerweile der Sommer. 

Unser erstes Ziel ist der Stadtteil Grünerløkker. Eine Art Szene-Stadteil mit vielen kleinen Geschäften, Cafés, Boutiquen und Bars. Wir frühstücken.

In diesem Stadtteil ist eine ganze Menge farbig. 

Gebäude, Autos, Leute, Stimmung. Sehr sympatisch. 

Nach der ersten Stärkung geht es mit dem Bus zurück zum Hafen. Wir wollen ins Kon-Tiki Museum, Thor Heyerdal und seinen Mannen, und natürlich dem Floß, unsere Aufwartung machen. 
Der Hafen ist ein Ort, wo sich viel Altes mit Neuem trifft. Menschen, Schiffe, Architektur.

Es wirkt aber niemals willkürlich. Sondern man hat eher den Eindruck, dass sich – zumindest in der Regel – immer jemand etwas dabei gedacht hat.

Wir nehmen die kleine Fähre, die den Rathauskai 3 mit der Museumshalbinsel verbindet. Dort geht es gleich zu Thor.

Für mich ist es ein besonderes Erlebnis. Thor Heyerdahls Expedition bin ich sehr früh begegnet, ich war noch keine 10 Jahre alt, als ich das Buch über ihn und die Kon-Tiki das erste Mal in die Hände bekam. Seit dieser Zeit hat mich die Geschichte dieser 6 Abenteurer begleitet. Sie haben, entgegen der damals herrschenden Lehrmeinung, entgegen aller Vorhersagen und Prophezeiungen es einfach gewagt, ihre Thesen zu vertreten, und mehr noch, den Beweis für diese Behauptungen praktisch zu erbringen. 

Mich hat damals schon diese Einstellung fasziniert, und sie beeindruckt mich heute immer noch. Dieses „Wir machen das jetzt einfach.“ – aber nicht unbedacht oder leichtsinnig, sondern im Bewußtsein der Fähigkeiten der Mannschaft, der Stimmigkeit der These und, nicht zu vergessen, im Vertrauen auf das Glück des Tüchtigen; diese Qualität ist es, aus der wahre Entdeckungen geboren werden.

Wir verlassen das Museum, beide – aus unterschiedlichen Gründen – beeindruckt. 

Und Kunst steht auf der Insel.

Wie überhaupt an vielen Stellen dieser Stadt.

Nach der Rückfahrt sticht uns ein Gebäude ins Auge, das groß, weiß – und schief ist. Es ist das Opernhaus. Ein phantastischer Bau. Begonnen im Herbst 2004, wurde das Bauwerk im Herbst 2008 – 5 Monate vor(!) dem geplanten Termin – fertig gestellt. Es ist so ungewöhnlich, wie beeindruckend. Einfach nur schräg, hell und groß.

Es reicht direkt bis ans Wasser heran, wächst förmlich aus ihm empor. Und es ist außen komplett begehbar.

Wenn man oben steht, hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt. Oder auf andere Kunstwerke.

Sie sind verrückt, die Norweger, allerdings auf eine grundsympathische Art. 

Der helle, fast weiße Stein – italienischer Carrara-Marmor – zusammen mit der Sommersonne blendet. Hier wäre das erste Mal eine Sonnenbrille hilfreich.

Aber es geht auch ohne. 

Und natürlich wird gebaut.

Und gebaut.

Und wieder Kunst.

So könnte es – fast – endlos weiter gehen. Schön.

Wir verlassen die Oper und laufen Richtung Karl Johans gate, eine der eher touristischen Straßen der Stadt. Dort gibt es Eis und Kaffee.

Aber diese Preise …

Der linke Becher ist richtig klein. Kostet knapp 4,- €. Nun denn. 

Natürlich muss auch noch ein Abstecher zum Palast des König sein, er liegt am Beginn der Karl Johans gate. Viel los ist dort nicht, der König will offenbar seine Ruhe haben.

Wir kehren um, zurück in Richtung Grünerløkker. Dort hat es uns so gefallen, dass wir den Tag dort beschließen wollen. Noch ein wenig durch die Geschäfte schauen und dann irgendwo Fußball gucken – Frankreich gegen Belgien, Halbfinale.

Viele Geschäfte machen erst am Nachmittag auf. Aber dann kann man Möbel für kleine Leute kaufen.

Oder Badezusätze, die die Sorgen vertreiben.

Oder Globen aus Kork, die jede blöde App, in der man klicken kann in welchem Land man denn schon überall war, mit ein paar Pins überflüssig macht.

Oder auch vegetarischen Kebab, der garantiert schmeckt.

Viel junges Volk auf der Straße, in den Läden, den Cafés. Wir erreichen den Olaf Ryes plass, ein innerstädtischer Platz, wie man ihn sich wünscht. Grün, keine Autos, entspannte Menschen. Und drumherum Restaurants, Cafés und kleine Läden.

Der ideale Platz für den Abendimbiss nebst Sportereignis. Wir wählen das Parkteatret, eine Bar mit Bühne und einigen Kleinigkeiten zu essen. Für diesen Abend genügt uns das – Ruhetag ohne fahren und dann auch noch warm, das macht nicht so viel Hunger.

Es sind viele Nationen vertreten, die hier dem Fußballspiel folgen. Es wird mitgefiebert, gelacht, geklatscht, geseufzt – alle emotionalen Äußerungen gibt es hier. Und wir mittendrin, wir fühlen uns wohl hier.

Nach dem Spiel bringen uns Straßenbahn und T-bane in knapp 30 Minuten wieder raus aus der Stadt in unsere kleine Wohnung auf Zeit. Morgen geht es auf die Fähre nach Kiel. 

So schön das Nachhausekommen ist – mir wird es fehlen, dieses helle, freundliche, entspannte, windige und kühle Skandinavien.

http://maps.google.com/?q=59.9234159,10.7581539