Am Hardangerfjord, noch dazu in einer solch‘ netten Hütte, schläft es sich gut. Die Sonne weckt mich halb Acht. Ein Blick vor die Tür zeigt mir dieses Bild.

Ein Blick ins Nebenzimmer jenes.

Das Haus beherbergt, neben einem netten und entspannten Gastgeber, auch eine vollständig entspannte Katze. So eine richtige norwegische Waldkatze mit dickem Fell. Sie liegt in Nachbars Bett, nachdem diese relativ früh das Haus verlassen haben. Läßt sich von mir nicht stören. Wunderbar.

Wir brechen bei Zeiten auf, heute stehen ungefähr 350 km auf dem Plan. Unsere letzte Fahretappe in Skandinavien, nach Oslo. Wir wählen, eingedenk unserer Erfahrungen mit Baustellen und Verkehr, die Route, die den wenigsten Verkehr verspricht.

Wir fahren also auf der 7 weiter, die uns zuerst einmal hoch und immer höher bringt. Sie führt über die Hardangervidda, die größte Hochebene Europas. Wir klettern und klettern, bis wir gut 1000 m erreicht haben. Dann fängt es an zu regnen. Und kalt ist es in dieser Höhe. Nicht wirklich das ideale Fahrtwetter. Aber der Regen ist nicht sehr beständig, die Sonne kommt hier und da und auch länger durch. 

Die Hochebene ist atembraubend. Ein riesiges Plateau, 8.000 Quadratkilometer, davon knapp die Hälfte als Nationalpark geschützt. Die 7 geht nicht durch den Nationalpark, aber erlaubt es schon, einen Eindruck von dieser gewaltigen Ebene zu erlangen.

Wir fahren, es ist kalt, LKW’s lassen sich nur schwer überholen. Das hatten wir doch schon einmal … aber der LKWist freundlich und läßt uns vorbei. Offene Strecke.

Es muss wunderbar sein, hier oben zu wandern. Innerhalb des Nationalparks gibt es keine Straßen, nur Wanderwege. Und eine Vielzahl von Hütten, bewirtschaftet oder auch nicht. Dank des Jedermannrechts kann man nauch überall zelten. Ein lohendes Trekkingziel.

Die Veränderung der Vegetation geht hier, soweit nördlich, sehr schnell mit der Änderung der Höhe einher. Waren es eben noch blühende Matten und Wiesen, so sind 200 m höher nur noch Moose zu sehen – und am Horizont schneebedeckte Gipfel. Und das im Sommer. Im Winter ist das hier alles von einer dichten Schneedecke überzogen.

Nach einer Stunde sind wir durch, wir steigen wieder ab. Unser Ziel ist Geilo, dort wird gefrühstückt im Cafe Mocca. Eine heiße Gulaschsuppe und Kaffee bringt und wieder die Wärme zurück. 

Heute merken wir das erste Mal richtig, dass die Tour anstrengend ist. Das eigentliche Motorradfahren, dann die wechselnden Temperaturen, die Nahrungssuche 😉 das alles ist nicht ohne. Jacob meinte heute scherzhaft, das in der Reisebeschreibung die Worte „Sommer“ und „Urlaub“ vorgekommen wären – da müsse dann wohl eine andere Reise gemeint gewesen sein … 

Wir verlassen Geilo und fahren auf der 40 weiter, sie scheint uns leerer zu sein als der 7 zu folgen. Und es stimmt. Die 40 ist eine ausgesprochen enge Straße, viele Kurven. Für das Motorrad fast schon zu eng – single track lanes über weite Strecken. Da möchte man nicht im Scheitelpunkt der Kurve liegen, wenn ein LKW entgegen kommt.

 Unsere letzte Pause soll in Kongsberg sein, ungefähr 80 km vor Oslo. Doch dort ein Café zu finden entpuppt sich als gar nicht so einfach. Auf Nachfrage erzählt uns ein Einheimischer, dass bis gestern hier ein Jazzfestival lief und nun wohl alle erstmal Pause machen. Und außerdem sind Sommerferien, da sind auch viele Geschäfte zu. Aber in der Shoppingmall könnte es klappen … na super, die letzte Streckenpause und wir müssen in eine Mall! Aber der Kaffee tut gut und schmeckt, und wir können uns noch ein wenig aufwärmen.

Dann geht es zurück auf die Straße, diesmal die E139. Relativ viel Verkehr, aber es geht vorwärts. Wir fahren in einen Tunnel ein, vor dem ein Schild vor Kondenswasser auf der Scheibe warnt. Sobald wir eingefahren sind, wird es schlagartig warm – als ob der Tunnel eine Heizung hätte. Wir wissen nicht, woher die Wärme kommt, aber sie ist da und deutlich zu spüren. 

Überhaupt die Tunnel in Norwegen. Es gibt über 900 davon. Es gibt Tunnel, die direkt an eine Brücke anschließen, Tunnel, die eine 360° Kehre veranstalten. Und es gibt sogar Kreisverkehre innerhalb von Tunneln. That easy.

Dank Maps finden wir unsere letzte norwegische Unterkunft sofort. Eine nette Wohnung, etwas außerhalb. Der Gastgeber ist sogar anwesend, sehr freundlich erzählt er uns, was wir müssen wissen. Er sagt noch, dass wir uns in der Küche an allem bedienen dürfen, was wir so finden – und im Kühlschrank wäre Bier, wenn wir wollten: prost. Das lassen wir uns gefallen!

Vor der Unterkunft dieses Bild.

Die Norwegische Post lädt ihre Elektroautos für den nächsten Tag. Elektromobilität. Wir haben uns anfangs gefragt, ob es uns nur so vorkommt, oder ob hier tatsächlich relativ viele Tesla, aber auch Hybridautos, rumfahren. Eine kurze Recherche fördert zu Tage, dass im letzten Jahr 42 % – man möge sich diese Zahl auf der Zunge zergehen lassen – aller Neuzulassungen in Norwegen entweder reine Stromer, wie Tesla, oder Hybride waren. Fast die Hälfte … und wie machen die das? Ganz einfach: Keine Mehrwertsteuer, keine Maut, keine KFZ-Steuer. Und überall SuperCharger von Tesla. Und billiger Strom. und – das Wichtigste von allem – eine Idee, wir Mobilität in Zukunft, nicht nur aussehen kann, sondern aussehen soll. Wie hatte Lenin doch damals gesagt: Sowjetmacht plus Elektrifizierung ist gleich Kommunismus. Der wußte, wovon er sprach. 

Deutschland sollte sich sputen. Wir sind in diesen Themen so was von hinten dran. Der Umgang mit dem Dieselskandal, die komplett vergeigte Energiewende, die fehlenden Kreisverkehre. Wenn das mal noch was wird …

Aber zurück zu den wesentlichen Lebensfragen – also z.B. dem Essen Rundherum hat alles schon zu. Wir kaufen also im Supermarkt um die Ecke Sushi und Tiefkühlasiatisch. Schmeckt den Umständen entsprechend gut. Als Nachtisch eine Mango, Chips und vielleicht noch ein Bier. Wohl bekomms.

Morgen fahren wir mit der U-Bahn nach Oslo rein, besuchen das Kon-Tiki Museum und vielleicht das der Fram. Und schauen uns Oslo an. Der letzte volle Tag in Skandinavien.


Breitengrad: 59° 56′ 25,7″ N – Längengrad: 10° 38′ 58,4″ O – Höhe: 162 m

http://maps.google.com/?q=59.94048,10.64956