Heute liegen nicht allzu viele Kilometer vor uns. Wir verlassen die nette Wohnung in Buran und trinken noch einen Abschiedskaffee im Rosenborg, diesmal mit den Bikes und in voller Montur.

Was fällt auf, denn man das Bild betrachtet?

Richtig. Die Kräder stehen genau anders herum als die Autos. Warum? Weil die Ständer zu lang sind. Ein echtes Ärgernis, das einzige allerdings, was die Bikes betrifft. Aber dafür jeden Tag mehrmals. Beim Tieferlegen sind die Seitenständer auch verkürzt worden, aber offenbar um die entscheidenden 1 oder 2 Zentimeter zu wenig. Wir merken das jedes Mal, wenn der Standpatz nicht eben ist. Oder wir volles Gepäck haben. Oder wir in einer Fähre sind, wo wir uns den Stellplatz nicht aussuchen können. Dann kippt das Bike auch gern mal um … hier werden wir nacharbeiten lassen, wenn wir wieder zuhause sind.

Wie erwartet ist die E6 auch hier im Süden eine einzige Baustelle. Und voll. Nicht lange, und wir dürfen auf die E39 wechseln. Schon besser. Je weiter wir fahren, desto besser, sprich leerer, werden die Straßen. 

Das Wetter benimmt sich wie so oft. Beim Start durchwachsen.

Dann langsam besser werdend.

Die erste Fährpassage kündigt dann schon richtig gutes Wetter an.

Und an der letzten Tankstelle füllen wir zur Feier des Tages mal Diesel in die Tanks … 😉

So erreichen wir Kristiansund. Eine recht kleine Stadt mit ungefähr 25.000 Einwohnern. Erbaut auf drei Inseln. Und Erfinderstadt des Stockfisches, so heißt es. Hier siedeln seit 10.000 Jahren Menschen, nutzen die Buchten und Inseln als Häfen und Lebensraum.

Wir suchen etwas zu essen, laufen einmal ums Zentrum und landen dann doch im Plan:A – einen Plan B gibt es hier nicht wirklich. Der Name ist also mit Bedacht gewählt worden.  

Zum Fährkai der Hurtigruten sind es nur wenige Meter, wir sind eine Stunde vor Abfahrt dort und sind mehr oder weniger die Ersten. Wir unterhalten uns mit einem Busfahrer aus Rostock, der auf einen Schwung Rentner 😉 wartet, die in Trondheim eingestiegen sind und eine Nacht auf dem Schiff verbracht haben. Er scheint weit herum zu kommen, was er so erzählt. Ein Fernfahrerleben, nur mit Passagieren als Fracht.

Und dann kommt unser Schiff, die „Kong Harald“. Groß und, wie wir später erfahren, 1993 in Stralsund auf der Volkswerft gebaut. Es ist also nur etwas jünger als Jacob 😉 

Onboarding problemlos, nur die Kabine war nicht gereinigt. Wird aber gleich erledigt. 

Ich und wir nehmen Abschied vom Norden. 

Bergen und Oslo sind schon sehr zivilisiert, wenn man das mal so sagen darf. Die Landschaft wird auch, wie schon festgestellt, eher sanft und fast lieblich, nicht mehr so „nordisch“, karg und schroff wie noch vor ein paar Tagen.

Der Tag neigt sich, wir essen leckere Rentierbratwürste und Kartoffelbrei – alles andere kostet ein Vermögen. Die Preise hier sind tatsächlich astronomisch. Norwegen ist eines der teuersten Reiseländer der Welt. Aber wozu das gut sein soll erschließt sich uns nicht wirklich. Wahrscheinlich sind Zelten, AirBnb und Selberkochen hier die Art des Reisens, der man den Vorzug geben sollte. Ich spreche eine nette Rezeptionistin auf die Preise hier an. Ihre Antwort, mit einem Lächeln vorgetragen: „Welcome to Norway.“

Der Tag klingt aus beim Fußball-WM Viertelfinale Russland gegen Kroatien und einem Glas Hurtigruten Haus-, nein Schiffswein. Ein wildes Spiel, beide Mannschaften kämpfen wie die Verrückten. Aber es ist genau das, was den Deutschen das vorzeitige Aus gebracht hat – das Fehlen dieses Kampfeswillen. Irgendwie sind unsere Fußballer-Kollegen nur herum gestanden. Zwischen diesen Spielweisen liegen Welten.   

Ich verziehe mich in die Kabine, es ist der erste Abend, an dem ich vor Jacob einschlafe. Er sitzt noch auf dem Deck und genießt das Wärmerwerden der Welt … 😉 

Morgen kommen wir in Bergen an und fahren am Abend noch knapp zwei Stunden Richtung Oslo zu unserer Unterkunft. Und dann – übermorgen – haben wir die letzte Etappe in Skandinavien vor uns.  

Breitengrad: 49° 24′ 43,9″ N – Längengrad: 11° 10′ 22,7″ O

http://maps.google.com/?q=49.41220,11.17297 (22.07 Uhr)