Es geht bei Zeiten aus den Betten, die Fähre soll 10 Uhr in Kiel anlegen. Wir wollen diesen Ort so schnell wie möglich hinter uns lassen. Anziehen, packen, raus. Noch ein kurzer Besuch an Deck – wir laufen in die Kieler Förde ein, der deutsche Name für Fjord. 


Wir schauen zurück. Aber auch nach vorn.

Gleich geht es raus, Richtung Heimat. Noch einmal tanken, dann fahren wir auf die Autobahn. Wir hatten uns entschlossen, den ersten Teil der Strecke in Deutschland auf der Autobahn zu fahren, das geht schneller. 

Aber vorher steht da noch ein deutscher Zollbeamte. Es ist der erste Deutsche Nichttourist, den wir treffen. Er hält einen vor uns fahrenden Porsche an. In in zwei freundliche Herren mittleren Alters, vielleicht ein Paar. Norweger. Sie müssen ihren Kofferraum aufmachen. Der Zolleamte bittet sie nicht etwa, einmal ein paar Dinge zu öffnen, sondern wühlt ungeniert, ohne Handschuhe, in den Sachen der beiden. Irgendwann ist es auch ihm genug, er weißt sie an, weiterzufahren. Dazu muss der Fahrer noch einmal aussteigen und die Heckklappe schließen. Dann fährt er los. Als wir an ihm vorbei rollen, ruft er uns ein höhnischen „Sie können nicht einmal die Klappe von innen schließen!“ zu und nickt kumpelhaft. Was für eine erste Begegnung in Deutschland.

Nach diesem Erlebnis kommen wir tatsächlich ganz gut voran. So gut, das wir uns ein Frühstück im Schanzenviertel in Hamburg gönnen.

Sehr fein und lecker im Park. Das Schanzenviertel ist immer wieder schön, gerade bei solchen Wetter, gerade nach einem solchen Tag auf einem schwimmenden Vergnügungspark.

Weiter auf der A7 Richtung Süden. Sie erinnerst uns in manchem an die E7 – überall Baustellen. Ein Pause tut zwischendurch gut, der Hintern verträgt das monotone Fahren nicht besonders.

Wir kommen trotz aller Baustellen und einiger kleinerer Staus gut voran und sind gegen 17 Uhr in Göttingen, unserem letzten Etappenziel. 

Eine freundliche, nicht zu kleine Studentenstadt. 120.000 Einwohner, 20.000 Studenten. Nette Kneipen. Das ursprünglich gebuchte Hotel liegt doch arg weit draußen, wir stornieren spontan und buchen im Intercity nahe der Innenstadt. Volltreffer. Schöne Zimmer, neu renoviert, Platz, Licht, Steckdosen und Internet. Und 10 Minuten nach Down Town.

Göttingen gewährt so manchen Einblick. Im Krieg nicht wesentlich in Mitleidenschaft gezogen worden, finden wir viel alte Substanz. 

Ein kleiner Rundgang bestärkt den ersten Eindruck: ein guter Ort. Wir wählen zum Abendessen die Villa Cuba aus, natürlich zu Ehren der Kubanischen und aller anderen Revolutionen. Die Welt braucht wieder eine Revolution, um dem überbordenden Wahnsinn eine Ende zu bereiten. 

Gestärkt verlassen wir die Villa, trinken etwas weiter noch einen Espresso, lauschen auf dem Nachhauseweg einer Reggaeband und trudeln müde – und auch mehr oder weniger versöhnt mit der Fähre – im Hotel ein. Wir sind nicht die einzigen Biker.

So haben unsere Moppeds Gesellschaft heute Nacht 😉

Morgen werden wir gegen 11 Uhr aufbrechen, über Landstraßen fahren, in Fulda und noch einmal auf der Höhe von Schweinfurth eine Pause machen und dann, nach ungefähr 6.500 Kilometern, 70 Stunden Fährfahrten  und etlichen Espressi in Nürnberg, im Heimgartenweg 54 einlaufen; dort, wo vor 27 Tagen unsere Reise begann.  

 

Breitengrad: 51° 32′ 10,5″ N – Längengrad: 9° 55′ 18,4″ O

http://maps.google.com/?q=51.53625,9.92177